Wasserchemie auf dem Esstisch
Wer kennt sie nicht, die chemische Analyse der Kationen und Anionen im Mineralwasser, die auf dem Etikett der meisten Mineralwasserflaschen abgedruckt ist, ganz seriös mit Datum der Analyse und der Adresse des untersuchenden Instituts? Weniger bekannt ist vermutlich, dass diese kleingedruckten Angaben des Gehalts an Natrium, Kalium, Chlorid & Co. maßgeblich zur Entstehung der chemischen Analytik und damit der modernen Chemie insgesamt beigetragen haben.
Erste Wasseranalyse
Bereits im 16. Jahrhundert begannen die ersten Ärzte und Apotheker, die Inhaltsstoffe von Mineralwässern mit bekannter Heilwirkung zu untersuchen. Dazu wurde das Wasser verdampft und die zurückbleibenden Salzkristalle gewogen sowie nach Aussehen, Farbe und Geschmack bewertet. Mit Reagenzien wie Kupferlösung oder dem Tannine enthaltenden Saft der Galläpfel konnten bereits damals zahlreiche Ionen durch Fällung oder Komplexbildung nachgewiesen werden.
Akademische Wasserchemie
Von diesen ersten rein empirischen Untersuchungen von Mineralwässern führt ein direkter Weg zur systematischen nasschemischen Analyse und schließlich zum qualitativen und quantitativen Nachweis von Kationen und Anionen. Dies geschah ab Mitte des 19. Jahrhunderts in damals entstehenden anorganisch-chemischen Laboratorien, durch welche die Chemie schließlich den Rang einer akademischen Wissenschaft erhielt. Die Analyse von Mineralwässern blieb über viele Jahrzehnte eine Hauptaufgabe dieser ersten analytischen Laboratorien, von denen einige bis heute existieren.
Mehr zum Thema steht im Kapitel zur Wasseranalytik des Lehrbuchs von Georg Schwedt: Einführung in die Wasserchemie, Wiley-VCH, 2022, 978-3-527-34873-2.
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