Im Zuge des Lockdowns mussten sich Lehrende und Lernende an allen Hochschulen binnen kürzester Zeit auf virtuelles Lehren bzw. Lernen umstellen. Das war und ist eine große Herausforderung für alle. Einerseits bringt das Lernen am Bildschirm einige Vorteile wie größere Flexibilität, Zeitersparnis, Steigerung der medialen Kompetenz und mitunter sogar Förderung der Kreativität. Auf der anderen Seite fühlen sich Studierende oft überfordert und allein gelassen durch die neuen Anforderungen, für die ihnen schlicht die Grundlagen fehlen oder auch weil digitales Lernen sehr viel Eigenverantwortung voraussetzt. Zumal virtuelles Lernen für viele Neuland ist und sich ja niemand bewusst für ein Fernstudium entschieden hat.
Manch einer ist auch nach vielen Stunden Bildschirmarbeit einfach „platt“, denn ohne die Interaktion mit anderen Menschen fällt es uns allen schwer, die Konzentration über einen langen Zeitraum aufrecht zu erhalten. Und wie und wann wir bewusste Pausen setzen, müssen sowohl die Lehrenden als auch die Studierenden erst noch lernen.
Am meisten vermissen viele Studierende aber den persönlichen Austausch mit anderen Studierenden und mit Dozentinnen und Dozenten, sprich: das ganz normale Studentenleben.
Fragen über Fragen, aber auch Antworten?
Fragen wie „Wie finanziere ich mein Studium?“ oder „Wie schaffe ich mein Studium in der geplanten Zeit, wenn ich wesentliche Teile wie Praktika etc. gerade nicht absolvieren kann?“ treiben viele Studierende um. Auch die Frage „Wie komme ich bei geschlossenen Bibliotheken oder von zuhause an Lerninhalte?“ beschäftigt viele Studierende. Hier haben innerhalb kürzester Zeit sowohl Bibliotheken als auch Verlage große Anstrengungen unternommen. In der Phase des Lockdowns haben viele Verlage digitale Lerninhalte zeitlich befristet kostenlos zur Verfügung gestellt und neue digitale Angebote entwickelt. Wiley-VCH bietet z. B. zum Wintersemester 2020/21 digitale Pakete seiner wichtigsten Lehrbücher für den campusweiten Zugriff an, sowohl auf Hauptfach- als auch auf Nebenfach-Niveau. Die Hochschulbibliotheken haben ihrerseits für solche digitalen Inhalte kurzfristig Gelder zur Verfügung gestellt. In den letzten Monaten hat sich vielerorts etwas getan, um das Lehren und Lernen auch im Lockdown zu ermöglichen.
Digitales Lernen und Lehren der Zukunft
Um digitale Lerninhalte bestmöglich nutzen zu können, wünschen sich viele Studierende einen Leitfaden, der derzeit entweder nicht vorhanden ist oder aber nicht gefunden wird. Der Wunsch nach interaktiven Kursangeboten ist bei vielen Studierenden ebenfalls da, aber auch viele Dozierende wollen sich mit diesen Kursen vertraut machen. Oft sind die bestehenden Angebote an interaktiven Kursen für Studierende zu teuer und Universitäten scheuen sich (noch?), ihre Erwerbungsetats dafür einzusetzen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Lehre in Zukunft entwickeln wird und ob wesentliche Teile dauerhaft virtuell angeboten werden. Die Covid-19-Pandemie wirkt hier wie ein Katalysator für digitales Lernen als wesentlicher Bestandteil des Studiums, wie es in anderen Ländern bereits praktiziert wird.
Sabine Schönfelder
Sabine Schönfelder ist die Verkaufsleiterin für Deutschland/Österreich/Schweiz bei Wiley-VCH. Von ihrem Sohn weiß sie aus erster Hand, welche Herausforderung ein Studium und digitales Lernen bedeuten.
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