
Bereits als Kind begeisterte sich die 1920 in London geborene Rosalind Franklin für naturwissenschaftliche und mathematische Fragen. Anders als bei vielen Zeitgenossinnen wurde ihre Begabung früh gefördert – u. a. in der Mädchenschule St. Paul’s, die insbesondere in den Naturwissenschaften einen hervorragenden Ruf hatte.
Die Kriegsjahre
Hervorragend meisterte Rosalind Franklin dann auch Aufnahmeprüfung (mit 17!) und Studium in Cambridge. Doch auch wenn Frauen dort zugelassen waren – gleichberechtigt waren sie keineswegs, die angemessene Anerkennung blieb ihnen oft versagt. Aus einer jüdischen Familie stammend, wollte Rosalind Franklin ihren Beitrag zum Kampf gegen Nazideutschland leisten. Sie tat dies u. a. als Wissenschaftlerin für die „British Coal Utilisation Research Association“. Durch die Untersuchung der Eigenschaften von Kohle wollte man Wege finden, diesen Energieträger noch besser zu nutzen. Aus dieser Arbeit entstand dann auch Franklins Promotion 1945.
Paris, wieder London – und die DNA
Nach dem Krieg ging Franklin nach Paris. Hier widmete sie sich der Röntgenkristallographie und avancierte zur Expertin für die Strukturanalyse von Kristallen. 1950 ging es zurück nach England ans Londoner King’s College. Dort untersuchte sie die Struktur von DNA-Fasern. Dabei gab es von Anfang an Kompetenzstreitigkeiten mit Maurice Wilkins, dem damaligen stellvertretenden Leiter des Laboratoriums. Diese trugen dazu bei, dass die wohl größte wissenschaftliche Leistung Rosalind Franklins nicht primär mit ihrem Namen verbunden wurde.
Denn ohne die Daten aus Franklins Analysen wäre den später mit dem Nobelpreis ausgezeichneten Francis Crick, James Watson und Maurice Wilkins die Entwicklung ihres DNA-Modells so nicht möglich gewesen. Den Zugang zu diesen Daten hatten die Wissenschaftler ohne Franklins Wissen erhalten. Als sie 1962 den Nobelpreis erhielten, würdigten sie Franklins Leistung mit keinem Wort.
Früher Tod und späte Anerkennung
Rosalind Franklin war bereits vier Jahre zuvor gestorben. Mit nur 38 Jahren. Sie war 1953 zum Birkbeck College (ebenfalls in London) gewechselt, dessen Laboratorien zwar technisch nicht mit dem Standard des King’s College mithalten konnten, das ihr aber eine angenehmere Arbeitsatmosphäre bot. Dort hatte sie u. a. die Struktur des Tabakmosaikvirus untersucht, ihre Arbeiten hatten international Anerkennung gefunden – unter ihrem Namen. 1956 hatte man bei ihr ein Ovarialkarzinom festgestellt, an dem sie am 16. April 1958 gestorben war.
Am Birkbeck College war einer ihrer Mitarbeiter Aaron Klug. Als dieser 1982 den Nobelpreis für Chemie erhielt, sagte er in seiner Dankesrede: „Es war Rosalind Franklin, die mir als Vorbild dafür diente, wie man große und schwierige Probleme angeht. Wäre ihr Leben nicht so tragisch und so früh geendet, hätte sie vielleicht schon früher an dieser Stelle gestanden.“
Mehr über Rosalind Franklin und andere „Science heroines“ erfährt ihr in unserem Buch European Women in Chemistry, das 54 naturwissenschaftlich forschende Frauen porträtiert.

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