Seoul, Südkorea, August 2014, International Congress of Mathematicians: Maryam Mirzakhani erhält als erste Frau und als erste Iranerin die renommierte Fields-Medaille für ihre bahnbrechenden Beiträge „zur hyperbolischen Geometrie in Zusammenhang mit Modulräumen Riemannscher Flächen und deren Dynamik“.
Maryam Mirzakhani waren diese Begriffe so vertraut wie anderen Menschen ihre Muttersprache, und sie nutzte sie virtuos, um tiefe Zusammenhänge zwischen bislang unverbundenen Zweigen der Mathematik aufzudecken.
Geboren im Iran im Jahr 1977, zeigte Maryam schon früh eine außergewöhnliche mathematische Begabung, so gewann sie als Jugendliche zweimal die Goldmedaille bei den Internationalen Mathematik-Olympiaden. Im Jahr 1999 schloss sie das Mathematikstudium an der Scharif-Universität in Teheran mit dem Bachelor-Grad ab. Danach wechselte sie an die Harvard University und arbeitete dort mit ihrem Mentor Curtis McMullen, ebenfalls einem Fields-Medaillen-Träger. Maryam Mirzakhani wurde 2004 mit einer Doktorarbeit zum Thema „Simple geodesics on hyperbolic surfaces and the volume of the moduli space of curves“ promoviert. Seit 2008 war sie Professorin an der Stanford University. Nur wenige Jahre nach der Verleihung der Fields-Medaille verstarb Maryam Mirzakhani im Jahr 2017 im Alter von 40 Jahren an Brustkrebs.
Der Inhalt ihrer Forschung ist hochabstrakt und lässt sich nur mit umfangreichem und detailliertem mathematischen Vorwissen wirklich verstehen. Im Kern geht es um die Charakterisierung und die Eigenschaften verallgemeinerter Flächen und verallgemeinerter Linien auf diesen Flächen in der sogenannten hyperbolischen Geometrie. Während in der „normalen“, Euklidischen Geometrie die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten einer Fläche eine Gerade ist, gilt dies in der hyperbolischen Geometrie nicht mehr: hier ist die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten einer Fläche eine gekrümmte Kurve (s. Abbildung). Bei den Konzepten, mit denen sich Maryam Mirzakhani befasst hat, versagt diese Anschauung jedoch, und es bedarf eines ausgeklügelten mathematischen Apparats, um sie zu fassen.
Auch wenn ihr Leben nur kurz war, so reichte Maryam Mirzakhanis Einfluss über ihre wegweisenden Forschungen hinaus. Sie war und ist ein Vorbild für viele junge Menschen, insbesondere für Frauen und Mädchen, die oft mit Vorurteilen und Stereotypen konfrontiert sind, wenn es um Karrieren in den Naturwissenschaften und der Mathematik geht. Maryams Erfolg ermutigt sie, ihre eigenen Träume zu verfolgen und den Glauben an ihre Fähigkeiten nicht zu verlieren. Für viele talentierte junge Frauen ist sie eine Inspiration und hat sie in ihrer Entscheidung bestärkt, Mathematikerinnen zu werden.
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