
Das Opfer des Jesse William Lazear
Als im Jahr 1900 im damals von den USA besetzten Kuba das Gelbfieber grassiert, wird Finlays Theorie von der Mücke als Überträger endlich ernst genommen und auf Anordnung des amerikanischen Militärarztes Walter Reed untersucht. Da es kein Tiermodell für die Krankheit gibt, müssen alle Versuche an menschlichen Freiwilligen durchgeführt werden. Die ersten beiden Probanden kommen aus dem Kreis der Forscher selbst. Während der Bakteriologe James Carroll seine Gelbfieberinfektion überlebt, stirbt der Insektenforscher Jesse William Lazear mit nur 34 Jahren am Gelbfieber.

Der Bakteriologe Dr. James Carroll (1854–1907) (links) und der Entomologe Dr. Jesse William Lazear (1866–1900)
Die entscheidenden Versuche
Trotz dieses Rückschlags finden sich genügend Freiwillige für weitere Versuchsreihen. Ein Teil der Probanden wird in einem schlecht belüfteten Haus einquartiert, muss dort in den Betten von Gelbfieberpatienten schlafen und deren Kleidung tragen. Entscheidendes Detail: Im Haus dieser „Miasmen-Gruppe“ sind keine Mücken zugegen. Zwei weitere Gruppen werden in einem sauberen und gut belüfteten Haus einquartiert, in dem es vorher keinerlei Gelbfieberfälle gab. Ein Teil des Hauses wird durch Moskitonetze mückenfrei gehalten, der andere Teil ist dagegen für umherfliegende Mücken frei zugänglich. Es zeigt sich, dass allein in dem für Mücken zugänglichen Teil des „miasmenfreien“ Hauses Gelbfiebererkrankungen auftreten. Damit ist die Miasmen-Theorie widerlegt, und Mücken sind als Überträger der Krankheit zweifelsfrei identifiziert.
Aus: Christina Haese, In 80 Keimen um die Welt, ISBN 978-3-527-34968-5