Moderner Lebenslauf: Schlüsselwörter, Highlights und Kurzprofile

In modernen Lebensläufen wird das eigene Profil gerne mit Highlights in Form eines kleinen „Abstracts“ oder Kurzprofils zusammengefasst, bevor im eigentlichen Lebenslauf die Daten nachgeliefert werden. Das ist sicherlich ein sehr schöner Einstieg für Ihre Leser, es gibt Ihnen die Möglichkeit, Akzente dafür zu setzen, was Sie besonders gerne rüberbringen wollen. 

Sie haben diesen Qualitätsmanagementkurs belegt, der Sie von anderen Bewerbern abheben soll? Hier können Sie ihn gut darstellen. Sie sollten sich aber nicht zu sehr wiederholen, besonders nicht mit denselben Formulierungen wie im Anschreiben oder dem Hauptteil des Lebenslaufes. Solche Kurzprofile müssen mehr noch als die restlichen Unterlagen auf den Arbeitgeber und die Stelle zugeschnitten werden. Fangen Sie immer mit den wichtigsten Informationen an, besonders wenn Sie mit Highlights arbeiten.

Beispiel für Highlights:

  • Chemikerin mit langjähriger Erfahrung in Festkörper-NMR
  • Teamleitungserfahrung bei zwei Industriebetrieben
  • Unternehmerisches und kundenorientiertes Denken
  • Unkonventionelle Problemlöserin und Teamspielerin

Beispiel für ein Kurzprofil:

 „Ich bin eine hochmotivierte und gut organisierte Teamspielerin mit einem fundierten fachlichen Hintergrund in medizinischer Biologie. Ich habe drei Jahre Erfahrung im Projektmanagement bei einer mittelgroßen Biotechnologiefirma sowie zwei Jahre Erfahrung im Business Development bei einer großen Pharmafirma. Ich verfüge über starke kommunikative Fähigkeiten, arbeite strukturiert und strebe danach, ein tatkräftiges Team zu leiten.“

 

Was soll ins Auge stechen? Beginnen Sie mit dem Höhepunkt

Kennen Sie das Buch „Ihr Name war Sarah?“ Während dem gesamten Buch fragt sich der Leser, ob Sarah ihren kleinen Bruder wieder finden wird. Erst auf den allerletzten Seiten erhält man die Antwort auf diese drängende Frage. Klar, wenn man es bereits zu Beginn erfahren hätte, wäre das Buch wohl nicht halb so spannend gewesen. Bei Filmen ist es genau dasselbe, Sie möchten nicht gerne das Ende erfahren, bevor Sie den Film selbst zu Ende gesehen habe, es würde Ihnen schlicht den Spaß und die Spannung nehmen. 

In Ihrem Lebenslauf ist es allerdings genau anders herum: Hier müssen Sie die Leser mit Ihrem Höhepunkt fesseln, anstatt sich langsam darauf zuzubewegen. Sie denken, dass Ihr Lebenslauf ein äußerst interessantes Dokument über Ihre Laufbahn ist und Sie es auch so darstellen müssten? Leider nein, denn für Ihre Leser wird es niemals so interessant sein, wie für Sie selbst. Ein langsames Hinarbeiten auf den Höhepunkt sollten Sie sich also unbedingt sparen. Beginnen Sie mit den relevantesten Erfahrungen, also in der Regel was Sie zuletzt getan haben. Vergessen Sie nicht, dass Ihre Bewerbung fast immer eine von vielen sein wird, wenn sie also nicht sofort „zündet“ und das Interesse der Leser bindet, wird sie unweigerlich ausgesondert werden. Das beantwortet auch die Frage, ob Sie Ihren Lebenslauf chronologisch oder gegenchronologisch aufbauen sollen. Sicherlich ist Ihr Schulabschluss weniger interessant, als Ihre Promotion, diese muss also weiter oben stehen. Und wenn Sie mehr als ein Jahr gearbeitet haben, ist das dann interessanter als Ihre Ausbildung.

Sie müssen nicht Ihr gesamtes Leben auf einen Zeitstrahl setzen, Sie können z.B. nach Arbeit und Ausbildung unterteilen. Und dann ist es Ihnen freigestellt, mit welchem dieser Blöcke Sie beginnen, so dass Sie Ihre wichtigste Station oben steht. Dieses Zusammenstellen verschiedener Blöcke kann auch dazu verwendet werden, dass Lücken im Lebenslauf weniger offensichtlich sind, doch übertreiben Sie damit nicht. Sie wollen dem Leser das Leben nicht unnötig schwer machen, das Kaschieren geht sonst zu sehr auf Kosten der Übersichtlichkeit. Mit Lücken können Sie auch offensiv umgehen, nicht nur Arbeit und Studium gehören in den Lebenslauf: „Selbständige Tätigkeiten“, „Vorträge halten“ oder „Fortbildungen“ würden Sie als aktive und motivierte Person erscheinen lassen. 

 

Das sind Sie: Ihr Inhalt

Stellen Sie sich vor, dass alle Bewerber, also auch Sie, einen Koffer voller Fähigkeiten bei sich haben, die während dem Leben gesammelt wurden. In der ersten Runde, also dem Durchblättern Ihres Lebenslaufes durch den Arbeitgeber, erhalten Sie nur sehr kurz Zeit, um zu zeigen, dass Ihr Koffer mehr Inhalt und Wachstumspotential als die der anderen Bewerber hat. Wie funktioniert das? Sie müssen klar herausstellen, wo Ihr Koffer überall schon unterwegs war und welche Souvenire Sie bei den verschiedenen Stationen mitbringen konnten. Bei Einstiegspositionen sind diese Souvenirs eher die Fähigkeiten, die Sie gelernt haben, auf höheren Karrierestufen werden dann die vorzeigbaren Erfolge immer bedeutsamer. 

Ein guter Weg, um die bisherigen „Reiseziele“ und Ihre „Souvenirs“ zu zeigen ist es wenn Sie Stichpunkte Ihrer bisherigen Leistungen bei den jeweiligen Positionen aufführen. 

 

Beispiel einer Sektion Arbeitserfahrung:

05/2010 – 04/2012 Postdoc bei Prof. Dr. Schenzinger

EMBL Heidelberg, Deutschland

  • Leitung eines Projektes aus dem Bereich der Proteinchemie. Drei Doktoranden und zwei Masterstudenten im Projekt, drei Publikationen
  • Erfolgreiches Einwerben und Verwalten von Fördergeldern
  • Vorträge über die Ergebnisse auf mehreren internationalen Konferenzen

02/2007 – 03/2010 Promotion bei Prof. Dr. Sinawatra

University of Bristol, England

  • Betreuung von Forschungsarbeiten von BSc und MSc Studenten
  • Organisation einer wissenschaftlichen Konferenz im Rahmen des Sonderforschungsbereiches
  • Mitarbeit beim Peer-Review Verfahren von Publikationen 
  • Kollaborationen mit zwei Forschungsgruppen aus unterschiedlichen Fachbereichen

Sie können noch eine oder zwei Sektionen mit besonderen Fähigkeiten oder Kenntnissen einbringen, z.B. allgemeine Fähigkeiten und technische. Was Sie da genau hineinbringen und in welcher Detailtreue hängt von zwei Dingen ab: Wie „hoch“ ist die Position, für die Sie sich bewerben und was beinhaltet diese? Wenn Sie eine Position als Abteilungsleiter oder Geschäftsführer einnehmen wollen, interessieren Ihre Laborerfahrungen nicht, Sie werden sowieso nicht mehr Hand anlegen müssen. Sie würden durch so etwas nur Ihren Lebenslauf unnötig aufblähen und unleserlich machen, außerdem zeigen Sie dadurch an, dass Sie eine pedantische Ader besitzen oder gar ein Kontrollfreak sind. Wenn Sie sich hingegen auf eine Stelle im Labor bewerben, sollten ihre technischen Fähigkeiten im Mittelpunkt stehen. 

Unter allgemeinen Fähigkeiten können Sie alles einbringen, was Ihre Stärken unterstreicht und für die Position relevant ist. Ihre Erfahrungen beim Publizieren, wenn es um eine Stelle mit viel textbasierter Arbeit geht. Der Umgang mit spezieller Software wenn Sie diese auf der neuen Stelle benötigen. Oder Erfahrungen mit Bilanzen und Rechnungswesen wenn es um eine Stelle mit Budgetverantwortung geht. 

Es gibt noch eine Reihe an Informationen, für die Sie entweder eine eigenen Sektion einrichten können oder die Sie bei bestehenden Sektionen einordnen können: Berufliche Weiterbildung, Nebentätigkeiten, Sprachen, Preise und Stipendien. Gegen Ende des Lebenslaufes kommt dann noch eine Publikationsliste mit (Unter-) Sektionen für Patente, Buchkapitel und Konferenzbeiträge. Bei sehr langen Publikationslisten bietet es sich an, diese in einem Anhang zu präsentieren, damit der Lebenslauf selbst nicht überladen wird. Bei sehr kurzen Publikationslisten ist es verführerisch, alle Konferenzbeiträge mit anzugeben, damit es nach mehr aussieht. Passen Sie aber auf, schon bei einem moderat fortgeschrittenen Wissenschaftlerleben wirkt das so deplaziert wie die Erwähnung Ihrer Grundschule. Das ist ein ganz allgemeiner Grundsatz für Lebensläufe: Sie müssen ab und zu ausmisten. Das Abitur interessiert bei Berufseinsteigern vielleicht noch, doch ist es bei einer 40-jährigen mit fünf Jahren auf Führungspositionen nicht mehr relevant.  

Ganz am Schluss können Sie noch zwei oder drei Referenzen angeben. Manchmal wird explizit danach gefragt, ansonsten ist es Ihnen freigestellt, ob Sie diese hineinnehmen wollen. Geben Sie hier an, wie Ihre Referenzen zu erreichen sind und wo sie arbeiten. Es gehört zum guten Ton, die Referenzen vorher zu fragen, ob sie dazu bereit sind. Das kann auch zum Auffrischen wertvoller Kontakte dienen. Das ist für diese angenehmer und Sie haben bessere Karten, falls der Arbeitgeber tatsächlich Rückfragen stellt. Sie müssen Ihren aktuellen Arbeitgeber nicht als Referenz verwenden, da man sich in der Regel ohne dessen Wissen bewirbt. Man kann sogar explizit im Anschreiben vermerken, dass man sich in ungekündigter Anstellung befindet und die Bewerbung vertraulich zu behandeln ist.  

 

Dinge, die uns (nicht) interessieren: Was wichtig und was redundant ist

Wie bereits erwähnt war es vor gar nicht allzulanger Zeit noch selbstverständlich, die Namen und Berufe von Partnern und Eltern auf dem eigenen Lebenslauf anzugeben. Das können Sie sich heutzutage gar nicht mehr vorstellen, oder? Was Ihre Eltern heute tun oder irgendwann einmal getan haben, sollte doch für Ihren Arbeitgeber nicht relevant sein, oder? Und das sind nicht die einzigen Dinge, die sich in den letzten Jahren geändert haben. 

Wir haben zu Beginn dieses Kapitels ein wenig über die Erwähnung Ihres Führerscheins geschmunzelt. In den meisten Berufen würde den Arbeitgeber eher interessieren, ob Sie Flugangst haben oder nicht. Was genau Sie erwähnen, sollten Sie von der betreffenden Stelle abhängig machen. Wenn Sie im Aussendienst anfangen wollen, ist der Führerschein natürlich unerlässlich. 

Es gibt aber auch Informationen, die die Arbeitgeber in der Tat sehr interessieren, viel mehr sogar als es viele Bewerber realisieren. Das sind die sogenannten „Nebentätigkeiten“, „Extracurriculare Aktivitäten“ oder fast abfällig „Sonstiges“ genannt. Dahinter können sich alle Tätigkeiten verbergen, die nicht direkt Ihre Hauptaufgabe, Ihren Beruf, darstellen, die aber sehr wichtig sind, um dem Arbeitgeber zu zeigen wofür Sie sich engagieren und was für Fähigkeiten Sie gesammelt haben. Gerade Wissenschaftler finden ihre wissenschaftlichen Kernaufgaben sehr oft viel wichtiger als diese Nebentätigkeiten, immerhin haben Sie ja sehr viel mehr Zeit in Ihre neunte Publikation gesteckt als in die Kolumne, die Sie für die Zeitung geschrieben haben, oder? Das ist aber eine falsche Einschätzung, denn es ist sehr wichtig zu zeigen dass Sie auch in Aktivitäten außerhalb des Labores involviert waren: Haben Sie an einem Businessplan-Wettbewerb teilgenommen, eine Konferenz organisiert, Gelder eingeworben, hatten Budgetverantwortung, haben Publikationen begutachtet oder bei einer Podiumsdiskussion teilgenommen? 

Es sind sogar Dinge interessant, die noch weiter weg von Ihren zukünftigen Kernaufgaben sind: Waren Sie Trainerin einer Fussballmannschaft, haben Schwimmunterricht gegeben oder ein Ferienlager für schwererziehbare Kinder organisiert? Sie machen nicht nur Ihren Lebenslauf damit einzigartig und können dem Arbeitgeber zeigen, dass Sie sich positiv abheben, energiegeladen und kreativ sind und gerne die Initiative ergreifen. Sie stellen damit tolle Gesprächsthemen für das Vorstellungsgespräch zur Verfügung. Sie sollten aber auch darauf gefasst sein, dass Ihre Gesprächspartner darauf anspringen werden. Wenn Sie denken, dass die Aktivitäten zu privat sind oder Ihnen für die Bewerbung keinen Vorteil einbringen, dann lassen Sie sie raus. Dasselbe gilt auch für alles was Ihre Überzeugungen, etwa politischer oder religiöser Natur, ins Rampenlicht stellt.

Sollten Sie Ihre Hobbys im Lebenslauf angeben oder nicht? Auf diese Frage gibt es keine klare Antwort, es ist Geschmackssache. Man kann argumentieren, dass ein Lebenslauf kein totaler Seelenstriptease sein muss und dass ein Abschnitt Hobbys den Lebenslauf unnötig lang macht. Andererseits kann man aber auch anführen, dass Sie damit all den beruflichen Stationen und technischen Fähigkeiten noch einen Farbtupfer beifügen und sich als Person darstellen. Wenn Sie für sich selbst entscheiden wollen, ob Sie Ihre Hobbys anführen wollen, dann sollten Sie drei Fragen für sich beantworten: 1. Was für Hobbys haben Sie überhaupt? 2. Würden Sie während dem Vorstellungsgespräch gerne darüber sprechen? Und 3. Passt das Hobby zu den persönlichen Eigenschaften, die Sie im Gespräch rüberbringen wollen? Hier einige exemplarische Hobbys mit den Assoziationen, die diese beim Leser hervorrufen:

 

  • Paragliding: Risikobereit. Arbeitgeber könnte sich vor Ausfallzeiten bei Sportunfällen sorgen. 
  • Teamsport: Teamspieler. Diese automatische Bewertung wird immer mehr in Frage gestellt, da auch Soziopathen und Egomanen eine feste Größe in jeder Sportmannschaft sind.
  • Schach: Introvertierter Hirnmensch.
  • Marathonläufer: Willensstark, läuft vor etwas davon?
  • Lesen oder kochen: Das macht fast jeder Mensch irgendwie, klingt deshalb als würde nichts außerhalb der Arbeit getan werden.
  • Reisen: (Inter-) kulturell interessiert. Kann aber auch als Platzhalter ähnlich wie „lesen und kochen“ gesehen werden. 

Aus dem Buch:

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