
Der weite Weg zur Reinkultur
Um solche Reinkulturen zu erzeugen, führte Louis Pasteur, der Begründer der modernen Mikrobiologie, im ausgehenden 19. Jahrhundert zeitaufwändige Verdünnungsreihen durch. Wenn allerdings im Ausgangsmaterial viele verschiedene Mikroben vorlagen, war es fast unmöglich, allein durch Verdünnung Reinkulturen zu erzeugen. Dies gelang erst Robert Koch durch die Verwendung von Ausstrichen auf festen Nährmedien, auf denen einzelne Bakterien zu optisch gut unterscheidbaren Kolonien heranwachsen konnten.
Fanny Hesse, die Marmelade und der Trick mit dem Gelatineersatz
Auf dem Weg dahin verwendete Koch anfangs zur Verfestigung der Nährmedien Gelatine. Sie hat jedoch einen entscheidenden Nachteil: Gelatine wird bei 36 °C flüssig; genau der Temperatur also, die für das Wachstum vieler humanpathogener Bakterien optimal ist. Zum Glück brachte Kochs Assistent Walther Hesse seine Frau Fanny mit ins Labor, wo sie ihn bei der Laborarbeit und der zeichnerischen Dokumentation unterstützte. So war es denn auch Fanny Hesse, die Robert Koch empfahl, anstelle von Gelatine das hitzestabile Geliermittel Agar-Agar zu verwenden, das sie zuhause regelmäßig zur Zubereitung von Marmelade einsetzte. Dieser „Tipp aus der Küche“ ermöglichte Robert Koch schließlich die Isolierung und Kultivierung des Erregers der Tuberkulose sowie vieler weiterer humanpathogener Bakterien. Und die Agarplatte ist zum Synonym für das Handwerkszeug der Mikrobiologie geworden.
Abbildung: Agarplatte, © Christina Haese
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